STATUS
zurückgezogen
Wir wollen die hallesche Kulturlandschaft grundlegend weiterentwickeln, um sie zukunftsfest zu machen. Dafür haben wir mit der KulturVision ein Paket geschnürt, das keine Insellösungen schafft, sondern für eine ganzheitliche Evolution auf materieller, struktureller und inhaltlicher Ebene sorgt. In drei Beiträgen stellen wir Euch und Ihnen die einzelnen Initiativen ausführlich vor. Eine Zusammenfassung zum Gesamtkonzept ist hier zu finden. An dieser Stelle soll es um mehr Geld für die Freie Szene gehen.
Halle hat eine lebendige, breit aufgestellte und gut vernetzte Freie Kunst- und Kulturszene. Diese ist ein wichtiger Bestandteil der halleschen Kulturlandschaft, ein bedeutender Standortfaktor und macht unsere Stadt lebenswert. Zahlreiche Menschen engagieren sich in einem vielfältigen Spektrum an Kulturprojekten. Vor dem pandemiebedingten Shutdown befand sich Halles Kulturlandschaft in einem erfolgreichen Prozess der Weiterentwicklung. Um das Kulturangebot in Halle in seiner Vielfalt zu erhalten sowie den Entwicklungsprozess zu verstetigen, ist eine Aufstockung der Kulturförderung dringend geboten. Der massive Kostenanstieg durch hohe Energiekosten, die Erhöhung des Mindestlohns sowie die hohe Inflationsrate stellt die Freie Kulturszene vor große Herausforderungen und macht eine Erhöhung des Etats umso erforderlicher. Die Freie Kulturszene benötigt – auch mit Blick auf das in Halle entstehende Zukunftszentrum – angemessene Entwicklungsmöglichkeiten. Dem muss in Zukunft Rechnung getragen werden.
Mehr Geld
Während der Gesamtkulturetat der Stadt Halle (Saale) in den vergangenen Jahren jährlich angestiegen ist, wurde der Etat für die Freie Kulturszene seit 2019 nicht mehr erhöht (vgl. Anlage 1). Bereits im Jahr 2016 diskutierte der Stadtrat eine schrittweise Steigerung der Förderung der freien Kunst und Kultur auf fünf Prozent des Kulturetats der Stadt Halle (Saale) bis zum Jahr 2025. Während ein signifikanter Anteil des kulturellen Angebots in Halle von freien Akteuren produziert wird, beträgt der Anteil der kulturellen Projektförderung am Gesamtkulturetat 2023 gerade einmal 2,4 Prozent. Die Festschreibung des Anteils des Etats der Freien Kulturszene auf fünf Prozent am Gesamtkulturetat ist gelebte Praxis in anderen Kommunen wie etwa Leipzig oder Chemnitz. Auch vor dem Hintergrund dieses Abstandes scheint eine signifikante Anpassung zur Stärkung der halleschen Kulturlandschaft dringend geboten.
Aus diesen Gründen, wollen wir die Mittel zur Förderung der freien Kulturarbeit für 2024 auf 1,6 Mio. Euro (aktuell ca. 0,9 Mio.) und ab 2025 auf mindestens fünf Prozent des Kulturetats der Stadt erhöhen. Dazu soll die Stadt bis Februar 2024 eine Berechnung vorlegen. Außerdem wollen wir eine gleichmäßige Aufteilung zwischen Darstellenden Künsten und den Bereichen Musik, Literatur, Bildende Kunst und Kulturveranstaltungen erreichen.
Fair Pay auch in der Freien Szene ermöglichen
Die Entlohnung in der Freien Kulturszene ist jedoch seit jeher tendenziell prekär. Um dem entgegenzuwirken, haben der Bundesverband der Darstellenden Künste (BFDK)[1] und weitere Berufsverbände Empfehlungen für eine angemessene Entlohnung der Kulturschaffenden vorgelegt. Bei Anträgen auf Theaterförderung beim Land Sachsen-Anhalt sind die vom BFDK gegebenen Empfehlungen zur Honoraruntergrenze beispielsweise bereits heute zu berücksichtigen[2]. Diese Mindeststandards zur Vergütung wollen wir ab 2025 in der Kulturförderrichtlinie der Stadt verankern. Das ist ein dringend notwendiger Schritt hin zu einer besseren sozialen Absicherung von Kunst- und Kulturschaffenden.
Diese Initiative auf dem Bürgerinfoportal der Stadt Halle (Saale) einsehen.
Bild: Solo Theater von Andrew Otto lizensiert unter CC BY-SA 2.0
[1] https://darstellende-kuenste.de/themen/soziale-lage#anchor-1376
[2] https://lvwa.sachsen-anhalt.de/das-lvwa/kultur-denkmalschutz/kultur/theaterdarstellende-kunst/foerderung-von-professionellen-theatern-in-freier-traegerschaft
UPDATE
Im Zuge der Beratungen hat sich gezeigt, dass wir für unseren Antrag in seiner ursprünglichen Form keine Mehrheit im Stadtrat finden würden. Die zentrale Forderung – eine deutliche Aufstockung der Kulturförderung – konnten wir jedoch mit dem Haushaltskompromiss umsetzen. So gibt es ab 2024 eine Viertelmillion Euro mehr für die Freie Szene. Nachdem diese Entscheidung fest stand, haben wir den Antrag daher vorerst zurückgezogen. Die zusätzlichen Mittel 2024 sind ein erster wichtiger Schritt, doch weitere werden folgen müssen – dafür werden wir uns weiter einsetzen.