Seit August 2019 bildet die Stadt Halle (Saale) junge Menschen in einer praxisintegrierten Ausbildung zu staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erziehern (PiA) aus. Möglich ist dies durch das „Gute-Kita-Gesetz“ der Bundesregierung und der daraus resultierenden Umsetzung des Landes im Programm „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher“. Das Land gewährt den beteiligten Trägern von Kindertageseinrichtungen einen Zuschuss zur Ausbildungsvergütung von Fachschülerinnen und -schülern, die eine dreijährige praxisintegrierte Ausbildung absolvieren.
„Mit Bedauern mussten wir feststellen, dass die Landesregierung PiA nicht weiterführen möchte“, berichtet Regina Schöps, Stadträtin der Fraktion MitBürger & Die PARTEI und Mitglied im Betriebsausschuss des Eigenbetriebs Kindertagesstätten der Stadt Halle (Saale). „Die Stadt hat durch die Landeszuschüsse eine gute Ausbildungsstruktur aufbauen können. Diesen erfolgreichen Weg von Landesseite in Frage zu stellen, ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar.“
Der Stadt entgehen so insgesamt Zuschüsse in Höhe von 340.000 Euro für die Förderung von Ausbildungsplätzen in Halle, die auch in besonderer Weise dafür geeinigt sind, den Quereinstieg in den Erziehungsberuf zu ermöglichen.
„Die praxisintegrierte Ausbildung ist ein Erfolgsmodell, das zeigen nicht zuletzt die Erfahrungen aus anderen Bundesländern. Dass das Land Sachsen-Anhalt nach der Einführungsphase die Förderung direkt wieder einstellen möchte, ist ein Fehler“, konstatiert auch Detlef Wend, Stadtrat und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. „Daher fordern wir als Fraktion MitBürger & Die PARTEI die Verwaltung auf, erneut das Gespräch mit den Verantwortlichen des Landes zu suchen und eine Fortsetzung der Fachkräfteoffensive einzufordern.“
Auch aus diesem Grund hat die Fraktion MitBürger & Die PARTEI einen Änderungsantrag zum Bildungskonzept der Stadt Halle (Saale) eingereicht, in dem sie die Verwaltung auffordert, die Bemühungen um die praxisintegrierte Ausbildungen für Erzieherinnen und Erzieher sowie die Fachkräftebindung im Anschluss zu verstetigen. Ein kommunales Konzept zur Fachkräftegewinnung und –bindung soll darüber hinaus Möglichkeiten der Stadt erörtern und Maßnahmen festlegen. Dem Änderungsantrag wurde in der gestrigen Stadtratssitzung mit sehr breiter Mehrheit zugestimmt.