Die „Black Lives Matter“-Proteste in Halle und weltweit lassen uns über Rassismus im Alltag und in den Strukturen unserer Gesellschaft reflektieren. Wir sehen es als unsere Aufgabe, in diesen Tagen zuzuhören. Wir haben mit Vertreter*innen verschiedener Interessensvertretungen einen Dialog begonnen und Noël Kaboré, hallescher Aktivist der Kampagne „Rassismus – Stopp“ und Vorsitzender der Initiative Bürger aus Burkina Faso, gebeten, mit uns über seine Gedanken zu reden. Dies sind seine Worte:
„Ende Mai starb George Floyd in den USA durch gewaltsame und rassistische Polizeigewalt. Er war kein Held, aber er ist Opfer von Rassismus. Es war zu viel.
Menschen in den USA und weltweit demonstrieren gegen Rassismus und Diskriminierung. Auch in Deutschland und in Halle gibt es Rassismus im Alltag, gibt es institutionellen und strukturellen Rassismus. Menschen, die als ‚anders‘ wahrgenommen werden, werden täglich angestarrt, brutal behandelt, kriminalisiert, ausgegrenzt, benachteiligt, verletzt, traumatisiert.
Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft. Wir sind hier nicht fremd, wir sind hier zuhause und bleiben hier. Viele kennen nichts Anderes, es ist Heimat. Weil diese Menschen anders aussehen, sind sie minderwertig? Wer sucht sich aus, irgendwo geboren zu sein? Wer hat sich seine Hautfarbe ausgesucht?
Wir wissen alle, dass die ‚Rassentheorie‘ eine Lüge ist. Es gibt keine ‚Rassen‘ oder Unterarten von Menschen, es gibt nur ‚Mensch‘. Warum sollen noch Gespräche geführt werden, ob das Wort ‚Rasse‘ in Artikel 3 des Grundgesetzes gestrichen werden soll?
In Bildern, Erzählungen, Geschichten, selbst in Kinderbüchern ist Kolonisation ein Teil der Sozialisation, die nicht frei von Rassismus ist. Die Frage ist nicht, ob alle weißen Menschen Rassisten sind oder nicht. Entscheidend ist: Wie bekämpfen sie Rassismus? Wie reflektieren sie ihr Handeln?Unsere Gesellschaft und die Demokratie sind gefährdet durch Rassismus und Diskriminierung in allen Formen. Hören sie endlich auf die Betroffenen, denn sie sind die Experten, die Wissenschaftler, die Erfahrenen. Die Opfer von Rassismus müssen das Leid ertragen und tragen.“
Die Fraktion verpflichtet sich, das Thema Rassismus in Form einer Veranstaltung offen zu diskutieren. Näheres dazu in den kommenden Wochen hier auf unserer Webseite.