Während es in Spanien, Belgien und den Niederlanden bereits gute Beispiele für weitestgehend autofreie Innenstädte gibt, nimmt das Thema auch hierzulande Fahrt auf. In vielen deutschen Städten wird derzeit über autofreie Innenstädte diskutiert, an einigen Orten laufen bereits Pilotprojekte.
So wurden beispielsweise 2019 in Hamburg im Rathausquartier und in Ottensen über mehrere Monate autofreie Zonen eingerichtet. Bei beiden Testläufen gab es im Vorfeld erhebliche Bedenken, die sich jedoch größtenteils nicht bestätigten. Beide Pilotprojekte stießen auf breite positive Resonanz und im Ergebnis sprach sich eine Mehrheit der Anwohner und Gewerbetreibenden für die Verstetigung der Autofreiheit aus.
Im Oktober 2019 hatte der Stadtrat in Halle die Verwaltung damit beauftragt, die aus dem Jahr 1997 stammende Verkehrskonzeption Altstadt mit dem Ziel einer „weitestgehend autofreien Altstadt“ zu überarbeiten. Den Anstoß dafür gab ein Antrag der Fraktion DIE LINKE. Unsere Fraktion hatte die Einschränkung „weitestgehend“ in den Beschlusstext hineinformuliert und damit den Antrag überhaupt erst mehrheitsfähig gemacht. Nicht einmal ein Jahr später liegt das Konzept mit 13 Maßnahmen zur Reduzierung des Individualverkehrs nun vor.
„Wir sind positiv überrascht, wie weitgehend die in der vorgelegten Konzeption enthaltenen Vorschläge sind und plädieren dafür, diesen Versuch zu wagen. Wir sind zuversichtlich, dass von einer höheren Aufenthaltsqualität langfristig positive Impulse für den Altstadtbereich ausgehen können“, so Stadträtin Yvonne Winkler.
Die weitestgehend autofreie Altstadt ist ein großes Projekt, welches nur Schritt für Schritt umgesetzt werden kann. Dabei müssen gute Lösungen sowohl für mobilitätseingeschränkte Menschen und Anwohner sowie für den Lieferverkehr gefunden werden. Dieser Prozess sollte durch eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung begleitet werden. Nach einer Testphase müssen alle Maßnahmen gemeinsam mit Anwohnern, Gewerbetreibenden und anderen Betroffenen – wie Handwerkern und Pflegedienstleistern – evaluiert werden und bei Bedarf angepasst werden.
Wir freuen uns über diesen mutigen Vorschlag der Stadtverwaltung und sind gespannt auf die Umsetzung. Lassen Sie sich mit uns gemeinsam auf dieses Experiment ein. Wir denken, es ist einen Versuch wert!